HANS-WERNER GROSSE: „WELTREKORDLER VOM DIENST“

Der Ausnahmepilot Hans-Werner Grosse starb am 18. Februar im Alter von 98 Jahren in Lübeck. Ein Nachruf:

Hans-Werner Grosse wurde bei der Sportlerehrung 1998 in Bonn-Bad Godesberg als DAeC-Ehrenmitglied ausgezeichnet. Foto: Michael Pütsch

Mit seinem Rekordflug am 25. April 1972 über 1460,8 Kilometer von Lübeck nach Biarritz, Frankreich, ist er in die Segelfluggeschichte eingegangen. Nonstop und motorlos flog Hans-Werner Grosse mit seiner ASW 12 in elfeinhalb Stunden einen spektakulären Rekord, der weit über drei Jahrzehnte nicht überboten wurde. Fast 50 seiner Flüge hat die Fédération Aéronautique International (FAI), der Weltluftsportverband, als Weltrekord anerkannt.

Schon mit 16 Jahren lernte Hans-Werner Grosse fliegen und war nicht viel älter, als man ihn in den Kampfbomber JU 88 setzte. Er flog Torpedoeinsätze im Mittelmeer und musste einmal mit brennendem Motor ins Wasser. Dass flugbegeisterte junge Männer in einen fragwürdigen und hoffnungslosen Kampf geschickt wurden, hat ihn später stark beschäftigt. „Fliegen ist zu schön, als dass man es den Militärs überlassen darf“, zitiert ihn der Journalist Dieter Vogt in der Laudatio zum 85. Geburtstag.

Seine Heimatstadt Swinemünde fiel nach dem Krieg an Polen. In Lübeck baute er sich erfolgreich eine Existenz als Textilkaufmann auf. Die Selbständigkeit erlaubte ihm finanzielle und zeitliche Unabhängigkeit, die er für seine beispiellose Fliegerkarriere nutze. 1968 nahm er an seiner ersten Weltmeisterschaft in Polen teil und landete auf Platz 10. Schon 1970 erflog er sich Silber bei der WM in den USA. Aber nicht der sportliche Vergleich bei Wettbewerben sondern die Jagd nach Rekorden war seine Leidenschaft. „Groß, größer, Grosse“ titelte eine Zeitung den Bericht über einen weiteren Rekord.

Hans-Werner Grosse war Mitinitiator des Projektes eta, dem bis heute leistungsfähigsten Segelflugzeug der Welt. Im Jahr 2000 wurde das erste Flugzeug mit dem Wettbewerbskennzeichen HW an ihn ausgeliefert. Im Mai 2009 beim Lüsse-Cup erreichte er damit 86-jährig den dritten Platz in der Offenen Klasse.

Für so viele Spitzenleistungen erhielt er viele öffentliche Anerkennungen, darunter das Bundesverdienstkreuz am Bande, das Silberne Lorbeerblatt und die Lilienthalmedaille der FAI.

Bei den Segelfliegern war Hans-Werner Grosse nicht nur als begnadeter Pilot bekannt. Sehr großzügig und engagiert förderte er den Nachwuchs und zahllose Projekte. Als das Segelflugmuseum mit Modellflug auf der Wasserkuppe Unterstützung für den Neubau einer Halle brauchte, zögerte er nicht, dem Museum freigiebig zu helfen. Die Halle heißt seit 2008 „Hans-Werner Grosse-Halle“ und wird so auch die folgenden Generationen an den Ausnahmepiloten erinnern.

Aus der Laudatio von Dieter Vogt zum 85. Geburtstag/ki

Bundeskommission Segelflug

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